Demokratie

19.12.07

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Ich möchte mich auf den folgenden Seiten mit unserer Staatsform der Demokratie beschäftigen.

Als Einführung zum Thema eignet sich meiner Meinung sehr gut eine von Karin Storch, ZDF Journalistin, gehaltene Abiturrede aus dem Jahre 1967. Gehalten wurde diese Rede in der  Elisabethenschule in Frankfurt am Main.

Karin Storch wurde für diese Rede mit der Theodor Heuss Medaille ausgezeichnet.

Der Text stammt im Original aus folgender Quelle: Christ und Welt, Nr. 2/68 XXI. Jahrgang

Gefunden habe ich ihn in den Texten für den Religionsunterricht "Theologisches Forum" dessen Herausgeber Werner Trutwin war.

Erschienen ist der Text in der Ausgabe 9, Politische Ethik, 1972 im Patmos Verlag Düsseldorf.

Ich verwende ihn deshalb, weil seine Inhalte an Aktualität nichts eingebüßt haben und wir alle aufgerufen sind, uns diese Inhalte zu Herzen zu nehmen, so wir denn weiterhin in einer Demokratie leben wollen.

Es gibt verschiedene Formen von Diktaturen, politische und unpolitische, für mich macht es aber keinen Unterschied, wer mir irgendwelche Zwänge diktiert, ich wehre mich gegen politische und wirtschaftliche Diktaturen.

Das heißt für mich, wir müssen wach bleiben, nicht nur auf politische Gefahren achten, die meines Erachtens immer zweitrangiger werden, sondern genau hinsehen, von wo heute die Gefahren ausgehen!

 

Karin Storch:

"Erziehung zum Ungehorsam"

" Im Gemeinschaftskundeunterricht haben wir über den Untergang der Weimarer Republik gesprochen. Eines der Hauptversäumnisse der Weimarer Republik war es, zuwenig krisenfeste Demokraten zu erziehen. Es gab zu wenig Demokraten, die bereit waren, zwar kritisch und ungehorsam zu sein, dabei aber den Staat als ihren Staat anzuerkennen. Wo die Deutschen damals kritisierten, da gingen sie an die Wurzel des Staates, zerschlugen ihn, statt ihn zu bessern.

Dieses Hauptversäumnis muss in der Bundesrepublik vermieden werden. Und zwar durch unsere politischen Pädagogen, indem sie krisenfeste Demokraten erziehen, weil sie den Ungehorsam einüben.

Ruhe war nur die erste Pflicht des Untertanen, Unruhe kennzeichnet den Demokraten - ständige Unruhe und Bewegung, nicht aber Aufruhr und Revolte. Demokratie bewusst machen, heißt junge Menschen dazu erziehen, kritisch, skeptisch, nüchtern und ungehorsam zu sein.

Die Schule soll sie zur Wahrheit erziehen, zur Kritik, Offenheit und Ungehorsam.

Wo liegen die Grundlagen der Erziehung zum Ungehorsam? Meine Antwort: Wenn das, was wir am 20 Juli jeden Jahres in der Schule gelehrt bekommen, stimmt, dann muss die Schule zum Widerstand erziehen; zur Widerstandsbereitschaft und zur Widerstandsfähigkeit. Wenn das ehrende Andenken jener tapferen Widerständler am 20 Juli 1944 keine Farce ist, dann gehört die Pflicht zum Widerstand zu unserem Staatsdenken.

Ungehorsam ist die Keimzelle dieses Widerstandes. Er muss in einer Demokratie geübt werden, damit im Ernstfall, also möglichst vor einer Diktatur, von allen Bürgern Widerstand geleistet werden kann. Der Widerstand im Ausnahmefall kann nur funktionieren, wenn der Ungehorsam im Alltag geübt ist.

Erziehen unsere Schulen zum Ungehorsam, regen sie Kritik an, formen sie die Schüler zu freien Menschen, fordern sie die eigene Stellungnahme heraus, regen sie an zu selbständigen Denken? Sie tun es leider zuwenig. Dieses Prinzip durchläuft ganz bestimmt nicht alle Fächer.

Wie wollen Lehrer zum Ungehorsam erziehen, zum Engagement, zur kritischen Haltung, wenn sie selbst im Alltagsunterricht resignierend sagen;" Eigentlich ist das Turnabitur sinnlos, aber es ist von Wiesbaden so angeordnet."

Eine Ansicht vertreten, weil sie der Lehrer vertritt, darf nicht länger das Denken der Schüler beherrschen, nach dem Grundsatz: " Ich will mir meine Note nicht verderben."

Der Dialog von Schülern: " Ich gehe zur Direktorin und beschwere mich" und "Tu 's nicht, sonst hast du's auf ewig mit dem Lehrer verscherzt", sollte an unseren Schulen nicht länger Platz haben. Warum aber gibt es Tag für Tag solche Dialoge? Warum habe ich selbst als Klassensprecherin sie immer wieder gehört...und manchmal auch danach gehandelt? Warum? Weil Erfahrung klug macht, weil Ungehorsam oft kein Echo fand, kein Verständnis.

Der Gemeinschafts- und Sozialkundeunterricht hat den offiziellen Lehrplänen zufolge hochgesteckte Ziel. Aber: Eine wissenschaftliche Untersuchung der Max-Träger-Stiftung zeigte, dass der politische Unterricht in seinem Ergebnis fragwürdig ist. Auf die Frage: Würde sich für sie persönlich viel ändern, wenn wir hier eine Diktatur hätten? gaben 50 Prozent der Primaner keine Antwort oder antworteten mit "Nein".

Diese Zahl ist erschreckend. Sie zeigt die Gefahr auf, dass so erzogene Jugendliche einen schleichenden Übergang von einer Demokratie in einen straffen oder gelenkten Staat gar nicht merken würden. Dass sie sich also eher den Verhältnissen anpassen als Widerstand leisten würden.

Wie sehen die Forderungen für die Zukunft aus? Meine Antwort: Lassen sie mich dem formierten Bürger eine Verszeile des Dichters Günter Eich entgegen rufen:

" Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!"

Und Andre Gide sagt: " Alles muss in Frage gestellt werden." 

Zweifel kann nur dort wirksam sein, wo Freiheit vor Autoritätsgläubigkeit den Blick öffnet.

Es spricht für die Schüler, dass manche aus Opposition, aus innerer Abkehr von Einseitigkeit und aus Trotz eher bereit sind, altmarxistische  Thesen als die geordnete Umwelt zu verteidigen. Ich persönlich halte nichts von der etwas wirren AUSS*. Aber dieser innere Widerstand mancher Schüler ist zu begrüßen. Diesen Widerstandsoll die Schule ausbauen und erweitern, zum Widerstand gegen Obrigkeitsdenken, gegen Verfassungswidrigkeit, zum demokratischen Ungehorsam, zu einem gesunden staatsbürgerlichen Bewusstsein.

Erziehung zum Ungehorsam ist also Auftrag der Schule.

Die Schule von morgen soll dabei nicht zum Chaos erziehen, sondern zur Machtbalance. Es muss eine Schule sein, in der Ordnung und Auflehnung den gleichen Rang haben in der Wertskala. Liberale Politik will durch aktives Handeln möglichst großen Freiraum für das Individuum und deshalb Politik dauernder Machtbalance betreiben.

Zuviel an Freiheit für den einzelnen schränkt die Freiheit der anderen ein oder verliert sich in der Überfreiheit Chaos.

Zuviel an Ordnung, an Nominierung, an Regeln, Verboten und vorgezeichneten Bahnen für Denken, Fühlen und Handeln schränken unmittelbar den Freiheitsraum ein."

*AUSS = Aktion unabhängiger Schüler und Studenten

Abiturrede von Karin Storch gehalten im Jahre 1967 und mit der Theodor Heuss Medaille ausgezeichnet. Karin Storch

 

Anmerkung des Webmasters: Der Text ist mittlerweile weit über dreißig Jahre alt, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, die Forderungen, Kritiken und Feststellungen in diesem Text haben an Aktualität nichts eingebüsst.

Wir befinden und soeben in einer Phase, in der darüber entschieden wird, wie unsere Gesellschaft morgen aussehen wird. Überlassen wir es im Sinne des zitierten Textes also nicht einigen wenigen Privilegierten, und das in jeder Hinsicht, über unser aller Zukunft zu entscheiden, wem was zusteht, wer zuviel hat und wo genommen und gespart werden muss!!!!

Seien wir Demokraten und schützen unser Gemeinwesen vor Ausbeutern!

 

 


 

 

 

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Stand: 19.06.07